Rudi Rüssels Speiseplan
Ich mag Fleisch. Beim Anblick eines Grills ohne Steak werde ich traurig. Aber ich übertreibe es nicht mit dem Fleischkonsum. Und schließe meinem Geldbeutel zuliebe keinen falschen Kompromiss. Qualität muss sein. Auch wenn sie Geld kostet. Denn beim Gedanken an die Konsequenzen der Beigabe von Hormonen und Antibiotika, die ins Futter von Schwein, Rind und Huhn gemischt werden, vergeht mir der Appetit. Ein Bauern-Paar aus Oberbayern hat eine Alternative zum Medikamenten-Menü für ihre Schweinchen gefunden: eine natürliche, eine mit Wurzel.
Irene und Eduard Hamburger leben in Mitterbuch im Landkreis Erding. Beide arbeiten als Landwirte, Irene ist zusätzlich Heilpraktikerin für Mensch und Tier. Ihre Einstellung zur Naturheilkunde wendet sie auch bei ihren Schützlingen an. Sie ist überzeugt: Was ihr gut tut, hilft auch Rudi Rüssel. Seit zehn Jahren werden keine Hormone mehr verabreicht, Antibiotika sowieso nur im äußersten Notfall, der Tierarzt kommt eher selten. Wie das geht? Meerrettich und Milchsäure sind ihre Wunderwaffen. Vorbeugend mischt sie ihren Schweinen die Wurzel und Milchsäurebakterien ins tägliche Futter und nicht erst, wenn die Tiere krank sind. Das von ihr und ihrem Mann beobachtete und vom BR festgehaltene Ergebnis ist faszinierend: Die Tiere werden widerstandsfähig, die Jungtiere sind kräftiger als sonst.
Es ist sicher ein beachtlicher Versuch – vor allem im Hinblick auf eine nachhaltigere Viehzucht –, aber sicher nicht die Regel in Deutschlands Schweineställen. Wer auf Nummer sicher gehen will, verzichtet oder kauft sein Fleisch weiterhin bei seinem Metzger des Vertrauens, der mit klaren Herkunftsangaben überzeugt. Und er übergießt sein nächstes Schweine-Filet einfach mit einer schmackhaften Meerrettich-Sauce oder ummantelt es mit einer krossen Meerrettich-Kruste. Was Schweinchen gut tut, mundet Mensch allemal.
Mehr zu Irene und Eduard Hamburgers Schweinemast mit Meerrettich gibt es in diesem B5aktuell-Podcast (11.18 – 18.09) zu hören.